Großbritannien fordert erneut eine Hintertür zu Apples verschlüsselten iCloud-DatenGroßbritannien fordert erneut eine Hintertür zu Apples verschlüsselten iCloud-Daten

Tropf, tropf, tropf – so klingt es wohl jedes Mal in den britischen Behördenbüros, wenn Apple den Zugriff auf die verschlüsselten iCloud-Daten der Nutzer verweigert. Nach einer kurzen Pause ist die britische Regierung wieder in Gefechtsbereitschaft zurück und fordert nun erneut, dass Apple eine Hintertür zur Verfügung stellt. Nicht für irgendwen – nein, gezielt auf die Backups britischer Nutzer ausgerichtet. Nichts schreit mehr nach ‚Datenschutz‘ als die Ausstellung einer Technical Capability Notice (TCN) im besten NSA-Stil.

Und nein, es ist nicht das erste Mal, dass Apple mit Regimen konfrontiert ist, die sich in die Zeit der Spionage-Gadgets zurückträumen. Bereits im Januar hat das UK versucht, Apple mit einer breiteren, geheimen Anordnung dazu zu zwingen, iCloud mit einer Hintertür auszustatten. Apple antwortete – wie nur ein Unternehmen mit Rückgrat (und einer Anwaltskanzlei) es kann: Advanced Data Protection aus dem Vereinigten Königreich zurückziehen und Berufung einlegen.

Doch das Märchen endet nicht hier. Laut der Financial Times (ja, denen wird nie langweilig mit dem Weg zur digitalen Enteignung) wurden die britischen Forderungen auf amerikanischen Druck hin beim Staatsbesuch von Trump vorerst fallen gelassen. Tulsi Gabbard verkündete siegesbewusst auf X, dass The UK has agreed to drop its mandate... – aber offensichtlich nur bis zur nächsten Tasse Tee in Whitehall. Nun haben zwei britische Beamte gemeldet, dass der Druck aus den USA weg ist – also, hey – lassen wir die Verschlüsselungskatze wieder aus dem Sack!

Apple hat – Überraschung! – keine offizielle Stellungnahme gegeben. Das britische Innenministerium antwortet ebenfalls nicht, vermutlich, weil die Existenz solcher TCN-Anordnungen nicht bestätigt werden darf, ohne mit einem Aufenthalt bei HM Prison Service zu rechnen.

Es ist nicht nur ein britisches Problem, wenn es um Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geht. Wie Privacy International es so diplomatisch ausdrückt:

Wenn Apple die Verschlüsselung für UK bricht, dann wird sie für alle gebrochen. (Liest du mit, Nordkorea?)
Die Hintertür könnte nicht nur von feinfühligen britischen Polizisten geöffnet werden – sie lädt Kriminelle, fremde Mächte und uns alle herzlich in das schwarze Loch der Datensicherheit ein.
  • Dieser Fall könnte einen europäischen Standard dafür setzen, wie schlimm es werden kann, wenn Politiker nicht verstehen, warum Verschlüsselung nicht einfach per Befehl geöffnet werden kann.
  • Für Apple-Fans ist dies ein weiteres Kapitel im Kampf um Privatsphäre – aber man kann wohl davon ausgehen, dass Cupertino bereits einen weiteren Plan B in der Hinterhand hat?
  • Der Fall erinnert an die Cloud Act-Debatte, bei der Apples globale Nutzer schon einmal die Nerven angespannt hatten.

Wer ein iPhone in der Tasche und iCloud im Account hat, bekommt jetzt das bekannte Herzklopfen. Europa und der Rest der Welt schauen gespannt auf Apple – und hoffen, dass Cupertino es weiterhin ablehnt, sich den datenhungrigen Cousins von der Insel zu beugen.

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